KaOsz-Tour Kroatien 2008/ 3400km
Sonntag, 5. Oktober 2008
Karte KaOsz Tours Deutschland, Tschechei, Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Route, Planung

04.09 Tag 1

Um sechs Uhr klingelt der Wecker! Einigermaßen verschlafen satteln wir die Guzzi und mit reichlich Schlaf in den Augen gehts zur Tankstelle und auf die Autobahn nach Leipzig.

Aufbruch in der Wielandstraße 4

Bei Marienberg treffen wir auf Kas Eltern, die uns erstmal mit reichlich heißem Tee und Kaffe begrüßen und dabei argwöhnisch unser Gefährt inspizieren. Sie ließen es sich auch nicht nehmen, die einzige Tochter ein Stückchen im warmen Golf mitzunehmen. Verabschiedung, beste Wünsche und eine warme Mahlzeit für die Eltern später wählen wir den Weg bei Reitzenhain über die wolkenverhangenen Berge Richtung Plzen. Dort nehmen wir unser Mittagessen ein und die erste Lektion in Sachen Tschechisch: Dobre, Dobce, Nastananao! Unser Nachtlager schlagen wir am Moldaustausee auf, wo wir erstmal drei wortkarge deutsche Jungs mit Suchscheinwerfer und voller Moppedmontur aus dem Gehölz treiben.

05.09 Tag 2

Das Zelt ist umzingelt von Anglern! Wir wollen Ihnen ihren Fang nicht vertreiben, deswegen schieben wir unseren Nacktbadetermin bis zum nächsten See auf. Mittagessen am Sägewerk in Tschechien mit Tartar, Käse, Pommes und ohne Verb. Absolutes Freitagsverkehrschaos in Linz veranlasst uns, die Stadt weitrangig zu umgehen. Bei brütender Hitze schleckern wir an der besten AGIP-Tankstelle diesseits der Donau ein Eis und lecker Kaffee danach kommen Steyr, Admont und der Kaiseraupaß nach Trieben.

Osz in Admont am saftigen Paß

Kurz vor Judenburg finden wir nach vergeblicher Suche ganz ganz oben dennoch unser Nachtlager im saftigen Tal. Bei einbrechender Dunkelheit erkunden wir die nahegelegene Kalkgrube und der Osz erschreckt die nichtsahnende Ka aus dem dunklen Gehölz "richtig schlimm".

06.09. Tag 3

Nach 800 Kilometern machen sich langsam die ersten Ausfallserscheinungen bemerkbar, Osz hat Tremor in der Hand und Ka in den Beinen.

Aus dem Zelt bei Judenburg

Trotzdem bretter, bretter, bretter Klagenfurt im Sturz über'n Ferlacher Stausee und den Loiblpaß am liebsten zweimal hoch und runter. Oben kurzes Gespräch mit zwei Bikern vom Faaker See (höhöhöhö), die uns nicht so richtig glauben wollen, dass wir zu zweit auf der Kiste reisen. Verabschiedung und Donner in der Röhre. Ljubljana lockt mit Verirrungen in der Altstadt und lecker gemischter Grillplatte bzw. richtig guter Pizza.

Warten auf's Essen in Ljubliana, natürlich Grilliertes

Die Ortsnamen werden immer unaussprechbarer, je weiter wir gen Süden fahren. Die Ka hat am Spätnachmittag richtig die Schnauze voll und will am Fluss schlafen. Den gibt's aber leider nicht mehr, nur noch sein vertrocknetes Flußbett. Der Osz setzt sich durch und will noch an diesem Tag nach Kroatien, um am Riesen-Stausee zu übernachten. Den gibt's zwar, aber wer kennt schon den Zauberspruch um unten am karstigen Ufer von diesem Sesam zu zelten? Zwei Stunden Tour-de-Stausee umsonst um den halben See auf mistigen Kieselstraßen, zuweilen mit umgestürzten Bäumen, bis wir aufgeben. Wir haben den Sack noch aus der Ferne fotografiert und ihn liebevoll, wenn auch etwas abschätzig, den "Scheiß-See" getauft.

Der Stausee im Norden von Kroatien, unerreichbar

Dennoch findet sich noch ein Plätzchen in Wassernähe, auch wenn's nur 'ne Wasserpumpe ist. Mittlerweile haben wir die Nase voll vom Zelten und obendrein wird's auch durch benachbarte Akkordeonfeiern nicht angenehmer. Nachts bekommen wir den ersten Kontakt mit dem starken kroatischen Wind, der Bora. Zur Abwechslung bringt diese das Zelt zum Wackeln.

07.09. Tag 4

Der Tag beginnt mit Serpentinen auf kleinstem Niveau. Wir haben uns eine Straße aus dem Karstfels zum Meer gesucht, die auf keiner Karte eingezeichnet ist. Wären wir halb so groß und die Straße in viermal besserem Zustand würde das hier richtig Spaß machen. Stunden geht's durch die Pampa, die Urwald gleicht. Endlich werden wir mit einem nebelbehangenem Blick zum Meer und zur Insel Krk belohnt. Mit purer Sonnenenergie rollen wir die Biegungen runter nach Novi Vinodolski. Die Idylle gipfelt in einer wilden Müllkippe und deren Bewohner: einer Horde Esel und ihrer heimlichen Herrscherin, der Kuh. Mit dem Finger auf der Karte haben wir unser Urlaubsziel schon festgemacht: Senj. Dort suchen wir in einem Tourist Office Rat nach günstigen Übernachtungen. Prompt wird uns im eigen Haus eine angeboten. Für unschlagbare 50€. PRIVATSTRAND INKLUSIVE! Wir verzichten dankbar und werden direkt hinter der Altstadt fündig und begrüßt mit herzlichem Hallo und Grappa vom Namensvetter Stefan und Baba Jelka. Unser weitläufgiges Appartman bietet einer zehnköpfigen Familie ausreichend Platz zum NOCH-MEHR-KINDER-MACHEN. Und alles zum unschlagbar kleinen Preis. Ausgiebig werden alle Register der Körperpflege gezogen. Dann wird gleich nochmal gebadet, aber am immernoch nebligen Strand der kleinen Hafenstadt.

In Senj bei Nebel am Meer

Uns wird schnell klar, dass ein paar Wasserschuhe doch noch Platz gehabt hätten im bescheidenen Handgepäck. Der Magen wird anschließend gefüllt. Mal wieder mit Grilliertem und Gebackenem. Nach drei Tagen harter Naturmatratze fühlen sich die unsrigen, wenn auch etwas zu kurz geratenen, ungewohnt gut an.

08.09 Tag 5

Unsere Gastgeber werden schnell zu einer zweiten Familie. Wir verbringen den Tag ganz mopped-unlikely mit einer Besteigung der nahegelegenen Burg. Diese enthält neben Restaurant auch ein Museum. Die Bora weht und warmer Wind aus den Bergen streichelt verzückt unsere zarte Touristenhaut.

Senj von der Burg aus

Wir genießen den Blick über die verwinkelte Altstadt, den Nachmittag am Strand und das Abendessen mit leichtem Sonnenbrand auf dem Balkon.

Ka holt sich die Basis für ihren ersten Sonnenbrand

Zwischendurch müssen wir immer mit Stefan Raki trinken und Kekse essen und lernen bei dieser Gelegenheit die Grundworte: Uzmi, Popi, Jedi, Ceveljie - Nimm, Trink, Iss und Prost!

Ka und Stefan beim morgendlichen Anprosten

09.09 Tag 6

Eine Empfehlung ist Krk allemal. Zumal man über eine imposante Brck auf die Insel gelangt. Vorher wird in Rijeka ein neuer hinterer Pneu organisiert, direkt von Vulkal, dem dunklen Herrscher aller abgefahrenen Profile. In Baska, am südlichsten Zipfel der Insel kann man entweder in einer abgelegenen Bucht am Traumstrand FKK machen oder wie die letzten Touri-Ölsardinen sich auf den Kieselstrand drappieren.

Guzzi le Mans III mit drei Reifen in Baska

Wir entschließen uns für letzteres, weil in direkter Nähe eine Taverne mit, rate mal, Pasta und Gebackenem lockt. Luftlinie nach Senj: 5 Kilometer, wir müssen leider den langen Rückweg in Kolonnen von Rentiers mit einstelligem Tempomat antreten. Abends genießen wir den Senjer Strand, sehr privat.

Der Kranich am Strand von Senj

Beim Zahnarzt

10.09 Tag 7

Wir chillen bei launigen Gefühlsausbrüchen über unsere Beziehung den lieben Tag zu Hause. Osz stattet der süßen Garage mit Meerblick einen zweiten Besuch ab und der neue Hinterpneu wird montiert. Nachmittags wird im kristallklaren Wasser getaucht und abends das bekannte Spiel: uzmi, popi, jedi! Ka hält den Ausdruck "Ma'sch! Ma'sch!" für eine lustige kroatische Redensart, vergisst aber dabei die süßen, zuweilen rechtsradikalen Ausbrüche von Babajelka.

11.09. Tag 8

Genug der Umsorgung! Wir verklappen unsere Wintergarnitur bei den Krmpotics - also unsere Gastfamilie, nicht der namensgleiche Kannibalenstamm - und machen uns auf der kurvigen Küstenstraße eigentlich auf den Weg nach Split. Unterwegs wird eine SuperDuper Taucherbrille gekauft und gleich in der Bucht des "kalten Kinns" eingeweiht.

SuperDuper Taucherbrille, Ka!

Bei diesem bizarren Nautrspektakel handelt es sich nach den Theorien von Prof. Osz um das kalte-Süßwasser-oben-warmes-Salzwasser-unten-Phänomen, kurz kSowSu™-Phänomen. In Zadar beschließen wir kurzerhand, Dugi Otok, die lange Insel zu besuchen. Wir bespringen die Fähre, die in fünf Minuten ablegt... ohne Tickets. Tickets nebenan, oh, keine Kuna mehr, werte Kassiererin. Visa geht gerade nicht.... Euro?! doch, das ginge, zwei Minuten... moment Calculator, hier behalten Sie den Rest! Bier und Saft auf Deck lassen über die Beinahe-Kollisionen des Kapitäns hinwegsehen.

Überfahrt nach Dogi Utok

In Luka essen wir Fischiges und Salatiges, bewirtet von einer wortkargen Bedienung. Gezeltet wird nach halsbrecherischer Fahrt auf staubigen Trampelpfaden hinunter zum Meer auf der einzigen verfügbaren planen Fläche, der blauen Lagune am blauen Container mit Meerblick.

Zelten ohne Erdhaken aber mit gutem Fundament

12.09 Tag 9

So richtig kommen wir nicht in Schwung nach dieser Nacht der Romantik. Drei Stunden Schlaf befördern dich auch nach einem Champion-Frühstück wieder ins Zelt. Wir umschwimmen die zerklüfteten Felsformationen und sind glücklich. Angesichts der unzähligen Verletzungsmöglichkeiten durch schroffe Felsen und Seeigel war es eine gute Idee, nicht abends das romantische Vollmondbad unternommen zu haben. Schillernde Untwerwasserwelten inspirieren Körper und Seele auf angenehme Weise, der Einstieg ins kühlende Nass gestaltet sich diffizil. Nachdem wir unsere Vorräte vertilgt haben brechen wir am Nachmittag auf, um in Sali bei Kaffe und Obst Pause zu machen. Wir wollten zwar auch etwas dort essen, die Karte war allerdings vom Restaurant auf der anderen Seite des Hafens.

Chillen in Sali mit Mondriegel (versteckt)

Ka vergisst alles um sich, beim Genuß der hießigen härtesten Droge, einem Mond-Riegel aus zartem Kakao-Sahne-Kirsch-Schmelz. Osz führt Benzingespräche mit einem Skipper aus Italien. Auf dem Weg nach Brbinj zurück zur Fähre begegnen wir dem Schild "Cave 5km". Wir vermuten eine interessante Tropfsteinhöhle. Nach besagten fünf Kilometern finden wir nach anstrengendem Fußmarsch tatsächlich mitten in der brütenden Einöde - rein gar nichts.

Wo ist die Höhle?

Die Ka muss was gegen Osz' nach unten rockender Laune tun: ein lockerer Kanon auf den Wanderlippen leichtert sein Gemüt beim Rückweg auf. Auf der Fähre wölkt die Landschaft langsam ein, wir lassen uns Inselkäse und Wurst auf dem Vorderdeck schmecken. Die Rückfahrt von Zadar nach Senj zieht sich bei Dunkelheit etwas, vor allem die letzte halbe Stunde halten wir uns auf dem Motorrad wach mit Gesang, Tanz und wohldosiertem, gutem Schmerz. Empfangen werden wir mit einem satten Abendessen und dannach lädt Namensvetter Stefan zu dem obligatorischen Raki samt Keks ein. Trink, Katharina, trink! In guter Laune beschließt Osz am nächsten Tag Lammfleisch zu holen und Frankas Rezept auszuprobieren, ohne absehen zu können, was dies für die kommenden Tage zu bedeuten hat.

13.09 Tag 10

Mal ein Tag mit Regen. Wir schlafen lange, Frühstücken ausgiebig im Bett. Was heißt "vier Kilo Lammfleisch bitte auf kroatisch?". Bevor lange erklärt wird, sitzen unsere beiden Abenteurer mit der ganzen Familie im Auto und fahren zum 100m entfernten Schlachter. Dieser verkauft uns nach langen Qualitätsbekundungen seiner Ware 2Kg Lamm und 3kg Spanferkel. Als kleines Leckerli für Franka gibt es einen Lammkopf komplett gratis obendrauf. So ein Einkauf macht hungrig und wir finden uns gleich wieder bei unserer Gastfamilie vor gefüllten Tellern. Diesmal haben wir den Apres-Raki bitter nötig, den es gab lecker Kuddelsuppe. Die Ka wich ihr gekonnt aus, Osz hat's voll erwischt und er isst sich kunstvoll unter belustigten Blicken um die Innereien herum.

Franka, Ka und Baba Jelka beim Popcorn machen

Maiskolben, Siesta, Kaffe und Kuchen nebenan bei Franka. Zwei Stunden Pause und dann steht das heutige Hauptgericht dampfend vor uns. Hausherr Stefan zer- und verteilt die Fleischberge auf dem großen Brett vor ihm, er isst, wenn gerade keiner was benötigt, direkt von diesem. Der Abend wird in großer Runde noch richtig geschichtsträchtig und lang. Mit gutgefüllten Weinbäuchen rollen wir uns die Treppe hinauf zum Bett und träumen vom Fleesch!

14. 09. Tag 11

Schon beim Frühstück schwören wir uns, nie wieder was zu essen. Unser Kolesterinspiegel ist schon über'n Berg. Hilft nichts... Die eingekauften Sachen müssen zum Frühstück doch verzehrt werden. Osz wünscht sich, weils grad so schön passt, a bissel zu Hause und findet die Sendung mit der Maus. Kurz darauf klopft's erwartungsvoll an unserer Tür, gerade als wir beschlossen haben den lieben Tag zu zweit im Bett zu verbringen. " Essen!!!" schallts da aus dem Spanferkel-Tempel. SChon beim Anblick quillt uns das Fett aus den Ohren. Wir nehmen Platz und zu. Hier ist die geeignete Stelle um von veränderten Körpermechanismen zu sprechen: Unser Verdauungstrakt wandelt sich unter diesen Bedingungen von einer wenig befahrenen Landstraße in eine vierspurige Autobahn. Dreimal täglicher rektaler Auswurf im größeren Falle ist keine Besonderheit mehr. Am späten Nachmittag steht Hardcore-Baden bei mäßigen Temperaturen und erhöhter Windgeschwindigkeit auf dem Programm. Wasser ist super, Blicke vom Ufer kommen besorgt bis bedauernd. Es gibt Kaffe und Jura serviert aus je 1kg Mehl, Zucker, Joghurt und Fett gebackene Quarkbällchen. Wir sollen ordentlich zulangen, denn das Schwimmen habe uns ausgezehrt. Der adäquate Verdauungsspaziergang müsste bis nach Dubrovnik gehen, wir spazieren mit Franka und Jura nochmals zur Burg. Eingehakt läuft sich's besser, die Quarkbällchen im Magen erden den Körper und die starke Bora kann uns nichts anhaben.

Ka, Franka und Jura wehen gleich weg

Wir Verdrücken uns zum sonntagabendlichen Tatortgucken, unsere Finte wird sofort durchschaut und mit einigen ordentlichen Stücken Cremetorte geahndet. Abends sitzen wir bei Restwein und Grappa noch eine Weile zusammen, dann feiern wir zu zweit weiter.

Der Hafen von Senj und die Bora

15.09 Tag 12

Abschiedsfoto noch bei Sonnenschein

Aufbruchtsstimmung bei schönstem Sonnenschein (25°C)! Allerdings ist und doch etwas wehmütig, denn ehrlich gesagt, wollen wir nicht so richtig von zu Hause los. Wir packen also die treue Guzzi, nun wieder mit der vollen Zuladung (+ ein Pfund Souvenirkerze in der Muschelschale, Geschenk von Jelka), da stehen zwei Koblenzerinnen vor der Tür. Sie werden gleich wie wir mit Grappa und Keks begrüßt. Wir bestätigen ihnen, dass sie hier eine schöne Zeit verbringen werden und hoffen, sie vertreten uns hier würdig. Drücken und Küsschen, wir verabschieden uns kurz aber herzlich. Auf geht'S in die Berge, Richtung Karlovac, immer die Serpentinen rauf. Das Gebirge, immerhin plötzlich auf 1300m, empfängt uns zuerst mit Nebel, dann mit Kälte (10°C) und zuguterletzt mit einem bunten Strauß Regen. Wir beschließen, den Besuch bei den Plitwitzer Wasserfällen, bekannt aus den Winnetou-Filmen, auf das nächste Mal zu vertagen. Bei erstbester Gelegenheit werden die Packtaschen um lange Unterhosen und den restlichen Kram erleichtert. Die Knie dabei abwechselnd an die wärmenden Zylinderköpfe der Guzzi gepresst. Trotzdem kommen wir gut voran, das Wetter bessert sich zu bewölkt, kalt, aber immerhin einigermaßen trocken. Die Kurven können prima angegangen werden und langsam kommt das Gefühl in den Fingerspitzen zurück. Eine Serpentine, rechts herum und den Berg hoch, ist prima einzusehen. Wir legen uns in die Kurve und die Maschine samt uns sanft auf ihre rechte Seite. Wir schlittern auf die Gegenfahrbahn. Die Ka schaltet zum Glück schnell und hält den entgegenkommenden Laster rechtzeitig an. Sie kümmert sich um die Lage ihres Liebsten, der ihr immernoch sehr verdattert dreinschaut, aber im Stillen schon die anstehenden Reparaturen durchgeht. Unverletzt schieben wir die verbeulte Maschine auf die Wiese. Bestandsaufnahme: Lenkerstummel komplett derangiert, Fußraste verbogen, Auspuff angekratzt, rechter Zündkerzenstecker pulversisiert. Wir sehen uns erstmal an, was uns da zu Fall gebracht hat: eine schöne Spur Heizöl in der Kurve.

nachgestellte Szene ohne Mopped

Ka läuft ins Dorf, um zusehen, ob sich hier Hilfe anbietet. Osz packt das Werkzeug aus und richtet die schlimmsten Stellen. Nach kurzer Zeit kommt Ka mit einem Transporter zurück. Aus ihm heraus springen zwei hilfsbereite, teutophile ("deutschliebende" Anm. d. Red.) aber leider sturzbetrunkene Kroaten. Wir können die Hilfe gerade noch mit Hand und Fuß ausschlagen.

Improvisierter Zündkerzenstecker

Der Zündkerzenstecker ist notdürftig repariert, die Maschine läuft wieder und bringt uns in die Hauptstadt. Zagreb ist ein wahrer Moloch. Die Autos blockieren die Trambahnen, diese die Fußgänger, die sich wiederum an den Autos rächen. Wir mit schleifender und immer wärmer werdenden Kupplung mittendrin. Aber nach einigen Überhol-, Ausweich-, Verfahr-, Anhalt-, und Wiederfind-Manövern rauschen wir mitten durch die Stadt und flutschen Richtung Norden heraus. Derartige Abenteuer machen unsere zwei Reisenden hungrig. Zeit, Grilliertes zu essen! Wir werden in einer anheimelnden Dorfgaststätte mit komplett kroatischer Speisekarte fündig. Ka isst Pommes und Salat, Osz auch, garniert mit Zagrebachi, eine Art hießiges Cordon Bleue, auf Empfehlung der deutschsprechenden Bedienung. Als wir enden, ist es auch schon dunkel und wir suchen uns ein Sobe (Zimmer).

Unverletzt und verliebt bis über beide Ohren

16.09 Tag 13

Wir beginnen den Tag, wo wir den vorigen beendet haben, bei einem ausgiebigem Brunch. Weiter geht die Fahrt gen Norden. Bei der letzten Tanke in Kroatien werden wir fündig. Auf dem Hof gibt es eine kleine Scooterwerkstatt mit findigem Mechaniker und es wird, nach einigem Erklären "Nafta y serpentina... bumm!", ein neuer NGK verbaut. Leider haben wir die anfänglich geforderten 40 Kuna nicht mehr parat, sondern nur noch 20, mit denen er sich auch zufrieden gibt. Als Dankeschön laden wir die ganze Belegschaft, bestehend aus den zwei Mechanikern und einem morbid-charmanten Ösi, auf Grappa ein. Dann gibts Kaffe und einige Geschichten, u.a. dass Ka einst mit einer Band aus 100 Radiatoren auf Istrien spielte. Leicht besäuselt verlassen wir Kroatien, tanken kurz in Lendava in Slowenien, decken uns unterwegs mit Nahrung ein und bibbern uns nach Ungarn. Immer wieder werden kleine Aufwärmpausen eingelegt. Dann wird der Osz plötzlich ganz dekadent und will ins nobelste Thermalbad im Schlosshotel, den Abend bei Sekt und Massagen ausklingen lassen. Der Concierge rechnet uns 80€ Übernachtungskosten vor. Auf die Frage, wie denn der Kurs stünde, entgegnet er: Euro besser! Wir erzählen ihm, dass uns zwar kalt ist, aber auch nicht so sehr und er rät uns, eine günstigere Alternative im gleichen Dorf Szeleste. Leider hat die alte Dame das Zimmer schon vermietet und traurig trollen wir weiter. Wir kehren im "Motel 84" an der 84 für 20€ ein.

Ich mach nur noch schnell den Ölwechsel, Schatz.

Lange heiß duschen und dann ins warme Bettchen bringen die Körper wieder in Schwung und beseelt und vorfreudig auf gute ungarische Kost laufen wir ins angrenzende Restaurant. Hier begegnet uns nicht die erwartete Gastfreundschaft. Das Radio läuft zwar noch, aber Türen und Fenster sind fest verschlossen. Macht nüscht! Der Kocher steht schon bereit auf unserem antiken Holztisch im Motel. Der Osz ist vor Hunger schon ganz zittrig und flutet die Unterkunft erstmal mit Kochbenzin. Tee, Kaffee, Suppe und lecker Tuna-Sandwich, von dem der Osz seine neidischen Blicke nicht wenden kann. Vor uns direkt der Sat-Fernseher mit Affensendung, die diesmal als Sandmännchenersatz dient.

17.09 Tag 14

Der Tag beginnt mit Palatschinken gefüllt mit Somleur, ein stück lecker Kuchen, außenrum der Pfann- bzw- Eierkuchen, gebettet auf Sahne, mit Schokosoße und Aprikosen. So sollte jeder Tag beginnen. Das gibt Kraft für den Ritt nach Wien. Vorher, in Sopron, überlegen wir uns, ob wir nicht zum Zahnarzt gehen, denn im gleichen Gebäude kann man auch a bisserl Wellness und Plastische Chirurgie haben. Nach Wien rein zu fahren ist ja kein Problem. In der Innenstadt lichten wir uns vorm Cafe Sacher ab und nehmen dann Kaffe und Kuchen zu uns... im Cafe Aida um die Ecke.

Mozarttorte in Hellblau

Tiramisu vom Schwarzen Mann

Den Weg aus Wien raus, nach Brno zu finden, gestaltet sich mit Zuckerschock schwierig. Auch die meisten Wiener wissen nicht, wo in ihrer Stadt die Donau fließt und vor allem, auf welchem Weg man da rüber kommt. Auf ihre Geografiekenntnisse schimpfend fahren wir lauthals auf die Autobahn, gerade über die Donau, nach rechts an ihrem Ufer entlang, wieder nach rechts durch meilenweite Tunnel, bis es uns vorkommt, wieder am Start zu sein. Doch, oh Wunder, wir haben zumindest die Innenstadt verlassen. Schnell verschwindet eine karge McDo Mahlzeit in uns, die, erwähnenswert, noch eine Rolle spielen wird. An diesem Tag machen wir ordentlich Kilometer und sind mittlerweile in Tschechien. In Blansko, nördlich von Brno finden wir etwas ab von unserer Route einen kleinen, gerade erst zur Herberge ausgebauten Bauernhof. Der Besitzer ist recht nett, beschreibt uns alles an seinem Haus und auch die Lage der örtlichen Dorfkneipe. Der Osz schafft's den gesamten Warmwasservorrat wegzuduschen. Wir freuen uns rießig auf die erste ordentliche Mahlzeit heute. In der Gaststätte ist richtig was los, es wird Fußball gesehen, getrunken, aber nicht gegessen, weil es keine Küche gibt. Dein Bierglas wird, sobald es leer ist, automatisch nachgefüllt, es sei denn du versteckst es. Wir haben keine Kronen, nur noch Resteuro. Wir werden also 10 Euro auf nüchternen Magen vertrinken.

Die kleine Kneipe in unserer Straße, wo Du alle Regeln vergisst...

Wir kommen mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch und lernen viel Tschechisch. Ka entdeckt offensichtlich selbstgemachte Knoblauchchips. Diese sind mit Bier und Slivo derart lecker, dass der Osz beschließt, am nächsten Tag zum Herstellungsort zu pilgern. Unsere Tischnachbarn versuchen uns einen Partnertausch schmackhaft zu machen, besser gesagt, dem Osz die Ka zu entführen. Der Alkohol fließt in Strömen und irgendwie finden wir spät am Abend den Weg nach Hause. Der Abend könnte nun vorbei sein, aber irgendwie geht es jetzt richtig los. Die Rache der Mangelernährung und des Alkoholmißbrauchs schlägt zuerst bei Ka gnadenlos zu. Kaum zu Hause wird sich willenlos und erschöpft übers WC gehangen...

18.09 Tag 15

Der Wecker geht eindeutig zu früh. Wir blicken uns schlaftrunken und verkatert an. Wo ist nur die Wasserflasche... Ein entsetzter Blick trifft die Bettspalte... Wer von uns hat da letzte Nacht Bröckele gelacht? Es ist ein Rätsel. Jetzt ist Osz dran mit rückwärts essen. Die Knoblauchchips haben derarten fahlen Nachgeschmack, dass der Anblick seines Frühstücks ihn auf direktem Weg zum Klo rennen lässt. Und jetzt kommen die zwei Big Mäcs wieder ins Spiel. Wehleidig verdrückt er dann doch noch zwei Hörnchen mit Tee. NOch nie hat die Ka ihren Helden so blass und aufgedunsen gesehen. Am liebsten wären wir im Bett geblieben, aber nützt ja nichts. Es geht wieder auf Tour durch die kalte Tschechienluft. Nach einer Stunde ist der Osz richtig fertig, sieht die rettende Bank, hält an, läuft schnurrstrakts drauf zu, legt sich in voller Montur samt Helm hin, setzt sich prompt wieder auf, reißt den Helm auf, begrüßt sein Frühstück ein zweites Mal und liegt schon wieder. Eine weitere Stunde Fahrt und wir beschließen, uns das nächste Bett zu schnappen, was wir kriegen können. In Hradec Králové finden wir ein Einfamilienhaus. Die Frau Dr. pharm. blickt uns ängstlich an, wie wir da mit voll beschmutzter Karre und Schlammklamotten von ihr ein Zimmer fordern. Ihr fahler Teint und schlaffer Händedruck lassen es uns gleich besser gehen. Wir wollen einfach nur schlafen! Abends wird ordentlich eingekauft und der Zimmergrill bei Tatort angeschmissen. Viel geschafft haben wir heute nicht, dafür waren wir's um so mehr.

19. 09. Tag 16

Zum Aufwachen hören wir zum 5.ten und letzten Mal die selbe und einzige Folge "die drei Fragezeichen und die Automafia".


Kuriert und abfahrbereit in Hradec Králové

Putzmunter und gestärkt vom Frühstück geht's Richtung Heimat. Heute ist der letzte Tag Urlaub. Unsere Fahrt führt uns über Liberec und kurz vor der Grenze essen wir ENDLICH noch einmal deftig tschechisch. Schnell werden noch ein paar Urlaubsmitbringsel für Kas Papa gekauft. Und bei Zittau geht's rüber nach Deutschland. Der Osz kann sich nicht so recht entscheiden welche Ecke er der Ka unbedingt zeigen will. Wir kommen nach Lückendorf, wo unser Rennhengst neulich erst beim Lückendorfer Bergrennen zu Gast war. Vollgepackt gehts zu zweit den Berg hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Mitten im Wald schreit Ka laut auf.

Oh, Schreck! Der Kelchstein und sein Kelchsteinwächter!!!

Aus der Deckung der Bäume haben uns argwöhnisch die Zittauer Kelchfelsen beobachtet. Wir bestaunen dieses Naturspektakel.

Abschied vom Zittauer Spur-Null-Gebirge!

Unsere Fahrt geht über Dresden, entlang der Elbe und schließlich bei Oschatz auf die Autobahn, um Leipzig zu umfahren. Dennoch müssen wir "Mitte" abfahren, um die durstige Maschine zu stillen. Beim Losfahrenwollen macht die Guzzi doch noch a Späßle und lässt mal den Kupplungszug reißen. Glücklicherweise ist ein Reparaturset an Board. Es gibt also doch noch Schauschrauben vom Feinsten bei Kälte und Dunkelheit. Eine Stunde später ist die Gute wieder einsatzbereit und es geht nach Halle.

Rückkehr in die Wielandstraße 4 / Schrauberwerkstatt

Die KaOsz-Tour Kroatien 2008 war ein sehr intensiver Urlaub, mit Sonne und Regen, Hunger und Völlerei, Hiebe und Liebe, vielen Geschichten und neuen Freunden.

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